Schule schwenkt auf digitalen Unterricht um

© Die Glocke | Ausgabe: Rheda-Wiedenbrück | Herzebrock-Clarholz (gl):

“ Lehrer Michael Wöstheinrich

Schule schwenkt auf digitalen Unterricht um

In vielen Unterrichtsfächern und Klassenstunden an der Von-Zumbusch-Schule ist das Coronavirus und der Umgang damit Thema gewesen. Seit Montag ist die Bildungseinrichtung geschlossen.
Für 25 Klassen, 2 Oberstufenjahrgänge, 80 Pädagogen und 3 Schulsozialarbeiter steht jetzt Lernen von zu Hause auf dem Programm. Wie funktioniert das eigentlich? Antworten gibt Michael Wöstheinrich (57), Lehrer für Technik, Informatik und Gesellschaftslehre an der Gesamtschule, im Gespräch mit dieser Zeitung.“

„Die Glocke“: Von der Überlegung der Schulschließung bis zur Anordnung hat es etwas gedauert. Wie hat sich die Schule vorbereitet?

Wöstheinrich: Wir haben in der Woche vorher mit den Vorbereitungen begonnen. Dazu gehörten Dienstbesprechungen, Jahrgangs-Teamsitzungen und Teamsprechersitzungen. In den Klassenstunden haben wir die Schüler schon informiert, was auf sie zukommen könnte. Wir haben Kontaktdaten eingesammelt und veranlasst, dass alle ihre Unterrichtsmaterialien mit nach Hause nehmen.

„Die Glocke“: Am Freitagnachmittag stand die Schulschließung fest. Wie ging es weiter? Haben Eltern am Montag und Dienstag das Angebot der Notbetreuung genutzt?

Wöstheinrich: Am Montag fand eine Krisen-Dienstbesprechung der Schulleitung mit knapp 20Kollegen statt. Gleichzeitig standen einige zur Betreuung von Kindern bereit. Das Angebot wurde aber an keinem der beiden Tage in Anspruch genommen.

„Die Glocke“: Die Schüler sollen ja auch zu Hause lernen. Wie organisiert die Gesamtschule das?

Wöstheinrich: Wir haben am Dienstag um 10 Uhr alle Schüler mit Aufgaben und Material versorgt. Das geschieht wochenweise. Ab nächster Woche jeweils immer montags um 10 Uhr. Die Aufgaben der Fächer gehen per E-Mail den Klassenlehrern zu und werden komplett an die Schüler verschickt. Meine Co-Klassenlehrerin und ich haben dazu beispielsweise auch ein Blatt mit Anweisungen geschickt – und mit persönlichen Grüßen. Die Aufgaben, die nach der Erlasslage als Vertiefung und Wiederholung gedacht sind, sollten über die Woche gemacht werden. Die Kinder sammeln sie in einer Mappe. Per E-Mail sollen sie uns dann auch Fotos von den gemachten Aufgaben schicken. Die Oberstufe arbeitet auch an längerfristigen Aufgaben.“

Die Schüler fühlen sich ernst genommen

„Die Glocke“: Die E-Mail ist also das Instrument der Stunde.

Wöstheinrich: Bei einigen Schülern gab es zu Beginn noch Probleme mit E-Mail-Adressen. Da waren Schreibfehler in unseren Listen, einige fehlten noch, manche Kinder hatten gar keine E-Mail-Adresse. Smartphones benutzen viele wohl nicht für ernsthafte Kommunikation. Bei der Lösung von Problemen haben einige Schüler großartig mitgeholfen. Dafür kann ich nur Danke sagen. Inzwischen läuft es rund. Hier ist selbstverständlich auch die Flexibilität der Schüler gefragt. In wenigen Ausnahmefällen, wenn Familien kein Internet haben, werfen Kollegen auch Aufgaben in den Briefkasten.

„Die Glocke“: Technisch läuft es also rund. Und wie steht es um die Mitarbeit der Schüler?

Wöstheinrich: Ich stelle fest, dass sie eifrig dabei sind. Eine Schülerin hatte schon am Dienstag ein (richtig gut gelungenes) Ergebnis geschickt, andere haben noch Fragen gestellt und die entsprechende Hilfe bekommen. In den Klassen fünf bis zehn leiten wir mit ganz konkreten Aufgaben zur Arbeit an. Die Oberstufe arbeitet selbstständiger. Die Kommunikation per E-Mailfunktioniert jetzt bei allen. Ich erlebe, dass sie ernsthaft mitmachen. Sie fühlen sich ernst genommen und wollen etwas tun. Das machen sie jetzt auf andere, vielleicht abenteuerliche Weise, aber sie sind dabei.

„Die Glocke“: Wie stellt sich denn die Infrastruktur für das Lernen von zu Hause dar?

Wöstheinrich: Beide Seiten, Lehrer und Schüler, arbeiten mit eigenen Mitteln. Wir benutzen Geräte, die wir selbst gekauft haben und auch die eigene Software. Da gibt es ausstattungsmäßig sicher große Unterschiede, aber wir suchen Lösungen, mit denen alle klar kommen. Wir bieten vor allem PDFs an, denn diese Dateien lassen sich auf allen Geräten darstellen. Die Bearbeitung sollte, so sehe ich das, in der Unter- und Mittelstufe handschriftlich erledigt werden. Das Foto davon hochzuladen ist ja kein Problem – habe ich ja am Dienstag schon gesehen. Die Oberstufe arbeitet mehr multimedial.

Organisation stellt Kollegium vor eine Mammutaufgabe

„Die Glocke“: Wo bekommt das Kollegium das Lehrmaterial her?

Wöstheinrich: Was das Material betrifft, können wir uns beim Medienzentrum bedienen. Da gibt es für alle Fächer Schülerarbeitsblätter, Grafiken und vieles mehr. In den vergangenen drei Tagen sind viele gute Angebote der öffentlich- rechtlichen Medienanstalten zusammengefasst worden, die unser Angebot ergänzen, dazu gehören vor allem Filme und Lernmaterial in den Mediatheken. Und es gibt auch auf Youtube gute Beiträge, die unterstützend herangezogen werden können.

„Die Glocke“: Gibt es genug Material, das den Ansprüchen genügt und gibt es Hilfestellung vom Land?

Wöstheinrich: Ja, es gibt ausreichend gutes Lehrmaterial und wir sind ja auch kreativ. Das Land informiert regelmäßig über die aktuelle Lage und ist dabei, eine Plattform einzurichten, die den Unterricht zu Hause unterstützt.

„Die Glocke“: Von 9 bis 12 Uhr ist das Sekretariat der Schule besetzt und Mitglieder der Schulleitung sind in ihren Büros, regeln Dienstgeschäfte und stehen für Fragen von Eltern und Schülern zur Verfügung. Wie läuft die Kommunikation untereinander?

Wöstheinrich: Für das Kollegium ist die Schulleitung jederzeit erreichbar. 
Unabhängig davon stimmen wir uns untereinander ab, was gerade zu tun ist, wie sonst auch. Wir vom Kollegium sind zu Hause. Nur sporadisch sind ganz wenige in der Schule. Ich denke, die Arbeitszeit hat sich nicht reduziert, denn wir suchen geeignetes Material, halten die Schüler auf dem Laufenden und lernen gerade selbst, wie wir Unterricht von zu Hause und nach Hause durchführen können. Und wir korrigieren die zurückgesendeten Aufgaben und senden ein Feedback. Ich kann nur für mich sprechen: So viel zu organisieren hatte ich lange nicht – schlimmer als eine Klassenfahrt – und das auch noch zu Hause (lacht).

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